Ansichtskarte: Schenkwirthschaft von Georg Hesse, 1910
Fannystraße 26, gelaufen 24.8.1910
Die Fannystraße ist heute in Linden fast nur noch älteren Menschen ein Begriff, sie wurde Anfang der 1970er Jahre vollständig abgerissen. [1] Den einen gilt sie als Inbegriff von Arbeiterkultur, andere sehen darin eine Glorifizierung und einen Kult, der nicht mit den wahren Wohn- und Lebensverhältnisse in der Fannystraße in Einklang zu bringen ist. Ursprünglich wurde die Straße Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt, um Wohnraum für die Belegschaft der aufstrebenden Textilindustrie zu schaffen. Die Entstehungsgeschichte der Arbeitercolonie Fannystraße ist nachzulesen bei Walter Buschmann. [2]
Alte Bilder zeigen eine Art Reihenhausbauweise. Insgesamt gab es in der sehr kurzen Fannystraße laut Adressbuch von 1907 immerhin 41 Hausnummern, auf der rechten Seite von der Limmerstraße aus gesehen die Nummern 1 bis 28 und auf der linken Seite die Nr. 29 bis 41.
Die Schenkwirthschaft von Georg Hesse hatte die Nummer 26. Hesse hatte das Haus am 12.1.1898 vom Schenkwirt Wilhelm Zimmermann übernommen. Bereits 1913 ist als neuer Eigentümer der Schenkwirt Ernst Laue im Adressbuch verzeichnet.
Die Aufnahme für die vorliegende Ansichtskarte entstand vor 1910. Vor dem ordentlichen Bretterzaun, der einen schmalen Vorgarten abtrennt, steht eine alte Frau mit einem Kind, vermutlich Großmutter mit Enkelin. Fast alle Fenster sind für das Foto geöffnet, aus zwei Fenstern blicken Frauen.
(JW/ WE)
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[1] Bilder von der neuen Überbauung mit Wohnblöcken finden sich in der Sammlung Bohne.
[2] Walter Buschmann: Linden. Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert, Neuausgabe, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2012, S. 113 ff.
Ort: Fannystraße 26Personen: Hesse, Georg, Schenkwirt; Zimmermann, Wilhelm, Schenkwirt; Laue, Ernst, Schenkwirt