In der Großen Stube am 25. Mai 1971. Mein Großvater an seinem vierundneunzigsten Geburtstag. Am Tisch steht unsere Haushaltshilfe. Mein Großvater hatte immer etwas zu tun und ohne sein Büro in Reichweite ging es nicht. Auf dem Tisch erkennt man einige Flaschen und Dosen für Medikamente.
Die weiße Fläche in der Zimmerecke markiert den Platz des schönen großen Kachelofens, den mein Großvater leider Mitte der fünfziger Jahre zugunsten eines modernen „Dauerbrand-Ofens“ abreißen ließ. Mein Großvater dachte dabei wohl an meine Mutter, die neben ihrer Tätigkeit als Chefsekretärin bei den Stadtwerken die ganze Belastung durch die Haushaltsführung zu tragen hatte. Denn meine Großmutter saß seit 1953, stark behindert durch einen Schlaganfall, im Sessel und konnte ihr nicht mehr helfen.
Mein Großvater leitete bis zum Jahre 1957 ehrenamtlich als Geschäftsführer den Wiederaufbau eines Wohn- und Geschäftshauses in Hannover. Er war logischerweise tagsüber auch nicht zuhause. Ich hatte dadurch in den fünfziger Jahren alle Freiheiten, die ein Heranwachsender in Linden nur haben konnte. Leider wurden meine Zeugnisse immer schlechter.
(DK)