Nach dem Schulabgang aus der Abert-Schweitzer-Schule in der Lindener Fröbelstrasse im März 1957 trafen sich einige ehemalige Schüler noch regelmäßig mit ihrer langjährigen Klassenlehrerin Martha Otto in deren Wohnung in der  hannoverschen Südstadt. Bevorzugtes Getränk war eine Fruchtbowle, die aufgrund der größeren Personenzahl auch schon mal in der Badewanne angesetzt wurde. Hygienefragen standen in der Nachkriegszeit noch nicht so im Mittelpunkt und wir haben keinen Schaden genommen. Frau Otto selbst war unverheiratet und kinderlos und hatte offensichtlich Freude daran, ihre „Schulkinder" einmal jährlich bei sich zu haben. Sie interessierte sich auch für unseren weiteren beruflichen Werdegang. Als Arbeiterkinder mit Volksschulabschluss hatten die meisten einen Lehrberuf ergriffen; einige von uns arbeiteten in den hiesigen Betrieben. Bei den Mädchen haben einige keinen Beruf ergriffen, weil deren Eltern es nicht wollten. Es war noch die Meinung verbreitet, dass Mädchen ja sowieso später einen Mann heiraten, der die Familie ernährt , deshalb keinen Beruf erlernen müssen und durch ihre Funktion als Mutter und Hausfrau ihre Erfüllung finden. Während der Schulzeit haben wir oft über Frau Otto, ihre vielen Hausaufgaben und das auswendig lernen langer Gedichte (z.B. Schillers Glocke) gejammert. Nach der Schule waren wir ihr sehr dankbar, denn durch ihre gute Ausbildung konnten wir es locker mit jedem Mittelschüler und manchem Oberschüler aufnehmen.
(WP)