Aufsatz: Die Fabrikstadt Linden, 1911
aus dem Lesebuch für Bürgerschulen
Wer wissen möchte, wie Schule vor dem Ersten Weltkrieg das Weltbild der jungen Menschen geprägt hat, der sollte ein wenig im Lesebuch für Bürgerschulen stöbern. „Von der Wiege bis zum Grabe“ ist das erste Kapitel überschrieben, aus dem auch der Text von Wilhelm Weißenborn über „Die Fabrikstadt Linden“ stammt.
Der Autor beschreibt den Weg vom verkehrsreichen Schwarzen Bären über die Deisterstraße zur Hanomag. Weißenborn malt teils romantisierend, teils mit drastischen Vergleichen ein Bild vom Arbeitsleben in den Fabriken. Die Verschmutzung der Ihme oder die Verpestung der Luft werden nicht verschwiegen, der Lärm in der Maschinenfabrik (Hanomag) wird verklärt: „Klirren der Hebeketten, Kreischen der Feilen, Pochen der Hämmer, Schwirren der Triebräder, alles vereinigt sich zu einem einzigen großartigen Klange. Das ist die Musik der Arbeit.“ Zu den „mächtigen Fabrikschloten“ schreibt er „Mancher Dorfkirchturm kann weder an Höhe noch an Umfang mit ihnen wetteifern“.
Weißenborn erzählt ehrfürchtig von den Egestorffs, die er als „Wohltäter“ und „eigentliche Gründer der Stadt“ bezeichnet.
Von der Hanomag geht es zurück zur Blumenauer Straße zu einem Besuch der Sammetweberei, „wo 1500 eiserne Webstühle unablässig baumwollene Gewebe herstellen.“ Inmitten des Lärms stehen die „Arbeiter und Arbeiterinnen und beobachten den Gang der ihnen zugewiesenen Webstühle.“ Mit dem berühmten Sammet habe Linden dazu beigetragen, dem deutschen Gewerbe einen weltweiten guten Ruf zu verschaffen.
Lehrerverein Hannover-Linden e.V. (Hg.): Lesebuch für Bürgerschulen, Dritter Teil, Zehnte, umgearbeitete Auflage, Hahnsche Buchhandlung Hannover / Leipzig 1911
Das Buch wurde von Monika Mainka dem Digitalen Stadtteilarchiv Linden-Limmer geschenkt.
(WE)
Lizenz: CC0
Sammlung: Materialien ohne Sammlung
Ort: Schwarzer Bär ; Deisterstraße ; Blumenauer Straße Personen: Egestorff, Johann; Egestorff, Georg