Broschüre (Auszüge), Das danken wir dem Führer, 1938
gedruckt bei Richard Petersen, Hannover-Linden
Abgedruckt in diesem Auszug sind nach dem Titel die Seiten 1, 2, 9, 10, 11, 28, 29 und 30.
Die Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Großdruckerei Richard Petersen ist ein bedeutendes Ricklinger bzw. Lindener Unternehmen, das neben dem (Spezial-)Druck und der Fertigung von Druckerzeugnissen auch verlegerisch tätig war. Nachdem Ricklingen 1913 zur Stadt Linden eingemeindet war, behielt Petersen im Briefkopf noch die Adresse Hannover-Ricklingen bei. Nach der Eingemeindung Lindens behielten die Druckerzeugnisse – wie auch diese Schrift – den Vermerk: Rotationsdruck von Richard Petersen, Hannover-Linden.
Ab Mitte der 1950er Jahre stieg Petersen mit der von Horst Schweimler herausgegebenen Ricklinger Monatspost auch in das Geschäft mit Anzeigenblättern ein, später folgte die Herausgabe von Schweimlers Lindenblatt.
Über die Aktivitäten von Druckerei und Verlag Petersen während der Zeit des Nationalsozialismus ist wenig bekannt. Die hier in Auszügen wiedergegeben Propagandabroschüre Das danken wir dem Führer wurde 1938 bei Petersen hergestellt. Die 26-seitige Broschüre wurde zur Reichstagswahl am 10.4.1938 herausgegeben, bei der auch über den Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich abgestimmt wurde. Es handelte sich um keine echte Wahl, da nur eine Einheitsliste der NSDAP zugelassen war. Trotzdem wurde im Vorfeld der Wahl ein riesiger Propagandarummel betrieben. Dazu zählt auch diese außerordentlich geschickt gemachte Agitationsschrift der Nazis „Das danken wir dem Führer!“, die in hoher Auflage dezentral an mehreren Orten im Deutschen Reich gedruckt wurde, u.a. eben auch bei der Lindener Druckerei Richard Petersen in der Göttinger Chaussee 115 (heute Oberricklingen).
In der Broschüre wird eine Fünfjahresbilanz gezogen. „Wenn die Völker rings um uns teils bewundernd, teils fassungslos vor dem ´deutschen Wunder´ stehen, vor diesem einzigartigen Aufstieg, den Deutschland in fünf Jahren genommen hat: wieviel mehr ist es unsere eigene Pflicht, daß wir noch einmal vor uns selbst Rechenschaft ablegen über das, was geleistet wurde.“
Es folgen all die Themen, die noch heute von denjenigen angeführt werden, die ihre Sätze mit „Ja aber, bei Hitler war doch nicht alles schlecht…“ einleiten: Autobahnbau, Beseitigung der Arbeitslosigkeit, Wohnungsbau, Müttererholung, KDF-Reisen usw. Alle Kernaussagen werden zum schnellen Erfassen mit Grafiken sichtbar gemacht und auf einfache Muster reduziert.
Ein Abschnitt ist auch der Winterhilfe gewidmet.
(WE)
Ort: Göttinger Chaussee 115 Personen: Petersen, Richard