Filmcover: Linden – ein Arbeiterlied, 1991
Erinnerung an die Gegenwart
Das ehemalige Dorf Linden hat sich seit den Anfängen der Industrialisierung zu einer eigenständigen Industriestadt entwickelt. Von 1850 bis 1925 ist die Einwohnerzahl von 4.900 auf 67.600 gestiegen. Miserable Wohnverhältnisse auf engem Raum und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in den Fabriken trugen zur Politisierung der Lindener Arbeiter bei. Neben Parteien und Gewerkschaften entstand um die Jahrhundertwende mit Sport- und Gesangvereinen sowie anderen Organisationen eine eigene Arbeiterkultur, die aber von der bürgerlichen Gesellschaft nie anerkannt wurde. Sie war geprägt durch den Arbeitsalltag, der nur wenig Raum für persönliche und gemeinschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten ließ. Viele Wünsche und Bedürfnisse mussten mangels finanzieller Möglichkeiten unerfüllt bleiben. Es war eine Kultur der armen Leute, die 1933 zum großen Teil zerschlagen wurde. Im Film erinnern sich Augenzeugen, die in den 30er Jahren in Linden lebten, an die Lebens- und Arbeitsbedingungen und an ihre politischen Aktionen in der unruhigen Zeit. Spurensuche in Straßen und Kneipen des Viertels voller Neugier, was von den Lindener Arbeiter-Traditionen nach so langer Zeit noch übrig geblieben ist. (WW)
Film von Wolfgang Jost und Winfried Wallat
Jahr: 1991
Länge: 80 Minuten