Prospekt: Bangemann – Autobusfahrten, 1951

Reisebüro Falkenstraße, Konditionen für Autobusreisen

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Die nach Kriegsende jahrelange Beschränkung des Privatreiseverkehrs in das Ausland durch strikte Devisenbestimmungen wurde später schrittweise aufgehoben. Es gab zunächst Höchstmengen zum Devisenkauf für Auslandsreisen (DM 400,-- im Jahr), was im Reisepass zur Kontrolle eingetragen wurde. Das Reisebüro Bangemann erhielt dann im Herbst 1952 einen Betrag im Gegenwert von 40.000,-- US-Dollar für Privatreisen genehmigt, was der Grundstein für das Großprogramm „Varazze-Reisen“ war.

Varazze war ein hübscher kleiner Ferienort an der italienischen Riviera zwischen Genua und Savona. Er galt als „Beamtenbad“ für die Mailänder, die in den Sommermonaten („Ferragosto“/ Augustferien) aus der Stadt an das Meer flüchteten und die Hotels und Pensionen füllten. Im Frühjahr und Herbst war nur wenig Betrieb, obwohl die Wasser- und Lufttemperaturen zu dieser Zeit für deutsche Gäste ideal waren. Bangemann hatte das richtig erkannt und seine Reisen nur für Frühjahr/-sommer und Herbst ausgelegt. Über die örtliche Kurverwaltung war ein ausgesprochen niedriger („Außersaison“-) Preis für Vollpension ausgehandelt worden, was zu einem bis dahin nicht möglichen Preis einer Italienreise führte, die sich bisher nur finanziell Gutgestellte leisten konnten.

Es war der Beginn des Massentourismus. Insgesamt brachte Bangemann 1952/53 tausende zufriedene Gäste nach dort. Bangemann unterhielt während dieser Zeit ein eigenes Reisebüro in Varazze. 1953 wurde ein leitender Mitarbeiter mit seiner Vespa in Varazze zur Betreuung der Gäste eingesetzt. Da wegen fehlender italienischer Gäste in dieser Zeit im Ort abends wenig Unterhaltungsmöglichkeit bestand, hatte man einen deutschen Studenten mit seinem Schifferklavier nach Varazze entsandt, der abends in den diversen Lokalen mit seiner Musik für Stimmung sorgte.

Die Anreise erfolgte mit gesondert reservierten Waggons des ITALIA-Express Hamburg – Rom. Es gab noch 8er-Abteile (gepolstert). Ein Lehrling fuhr vorher nach Uelzen oder Celle und beklebte Abteiltüren mit „Reserviert“ und Nummer und informierte Fahrgäste, dass sie also ab Hannover ggfs. umziehen müssten. Bangemann führte für sich bis dahin bei der Bahn noch nicht übliche Platzreservierungen ein. Bei Paaren Hinfahrt 1 Fensterplatz, ein Mittelplatz. Rückfahrt 1 Gangplatz, 1 Mittelplatz. Rückfahrt umgekehrt.

Die schweizerische Fahrt über den St. Gotthardt erforderte Waggons mit spezieller Stromtechnik. Als einmal nicht geeignet ausgerüstete Waggons ab Hamburg eingesetzt worden waren, mussten die Gäste in Basel in Waggons der Schweizer Bundesbahn umsteigen. Ab Mailand wurden Lokalzüge mit entsprechenden Reservierungen genutzt.

Für diese Reisen wurde ein Doppeldurchreisevisum für die Schweiz benötigt (Konsulat in Hannover), dazu ein Einreisevisum für Italien (Konsulat in Hamburg). Wer noch einen Zusatzausflug von Varazze nach Nizza mit dortiger Übernachtung gebucht hatte, brauchte zusätzlich ein Einreisevisum für Frankreich und ein Doppeleinreisevisum für Italien (für die Rückfahrt von Nizza). Die Visa in Hamburg besorgte ein dort wohnender Onkel des Juniorchefs Walter Bangemann. So wurden die Pässe mit den Anträgen paketweise an ihn nach Hamburg geschickt, und die Konsulatsmitarbeiter/innen zogen immer den Kopf ein, wenn Max Klauke mit seinen Paketen an der Tür erschien.

(HB)

Weitere Informationen von Horst Bohne zur Geschichte des Reisebüros Bangemann.

 

Urheber: Reisebüro Bangemann, Falkenstraße 4-6
Lizenz: CC-BY-SA
Sammlung: Bohne
Zeitliche Einordnung: 1951
Ort: Falkenstraße 4-6