Rechnung: Firma Bolte & Co., KG., 30.12.1943

mit Hinweis auf Lindener Hafenbahn-Lagerung, Bartweg 8B

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Die Firma Bolte & Co. wurde 1924 von Hermann Bolte und Anton Bamberger gegründet. Obwohl die Geschäftsadresse des Unternehmens die hannoversche Hinüberstraße 18 war, gibt es eine Reihe von Bezügen nach Linden, u.a. auch durch den Unternehmer Anton Bamberger, der seit seiner Lehrzeit in Linden bei Meyer Cohen & Co. bis zu seiner Emigration in die USA enge Kontakte zu zahlreichen Lindener Unternehmen unterhielt. Bamberger musste 1936 als Jude die Firma Bolte verlassen, zwei Jahre später verließ er Deutschland. In den USA wurde er ein bedeutender Unternehmer, der sich durch Plastik-Recycling einen Namen machte.

Die hier vorliegende Rechnung vom 30.12.1943 zeigt auch eine Verbindung der Firma Bolte mit dem Lindener Hafen auf. Eingestempelt ist folgender Satz:

Achtung! Leergut ist franko nach Station Hannover-Linden-Hafenbahn-lagernd zurückzusenden. Werden leere Emballagen [1] nach anderen Bahnhöfen zurückgesandt, so wird Ihnen das Roll- und Lagergeld in Rechnung gestellt.“

Auf der Rückseite des Dokumentes wird mit dem 5. Punkt der Ort der Lagerung genau lokalisiert: „5. Emballage: Leihfässer 2 Monate mietfrei […] Leih-Emballagen sind franko an unsere Adresse Hannover-Linden-Hafen, Bartweg 8B, zurückzuliefern.

Im Adressbuch von 1943 gibt es nicht nur den Firmen-Eintrag von Bolte & Co., sondern zusätzlich zwei Anzeigen. Auf Seite 2 befindet sich an exponierter Stelle eine halbseitige Annonce mit einem Hinweis auf das Lager Hannover-Linden-Hafen, Bartweg 8-10. In einer weiteren kleinen Annonce unter Bartweg Nr. 10 wird informiert „Werksanlage u. Lagerplatz / Bolte & Co. K.-G. / Chem.-techn. Produkte / Telefon 4 15 53 / Hauptbüro: Hinüberstraße 18 / Telefon Sa.-Nr. 2 15 51.

Die Firma Bolte & Co. existierte bis in die 1950er Jahre. [2]

Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Firma Bolte (nach der Erinnerung von Horst Bohne) einen Lagerplatz an der Brücke Eichenbrink / Sichelstraße auf dem damaligen Gelände des Sportvereins Limmer von 1810 am Lindener Hafen.

Bolte & Co. handelte laut Anzeige von 1943 mit Rohstoffen für chemisch-technische Industrien mit Erzeugnissen aus der Steinkohleteer-, Braunkohleteer und Erdöl-Industrie. Alles, was im weitesten Sinne mit der Produktion und dem Vertrieb von Schmiermitteln und Kraftstoffen zu tun hatte, war in den letzten Kriegsjahren von höchster Wichtigkeit. Von April bis Juli 1943 wurden an 75 Orten in Deutschland Tagungen durchgeführt, die sich mit dem Umgang und den Einsparmöglichkeiten von Schmiermitteln befassten. Die dort gehaltenen Vorträge wurden 1944 als Sonderdruck des Technischen Beirats der Schmierstoffgemeinschaft unter dem Titel Praxis der Schmierstoffeinsparung veröffentlicht. Im Vorwort auf S. 2 heißt es: „Die Einsparung von Schmierstoffen ist in höchstem Maße k r i e g s w i c h t i g, da von der ausreichenden Versorgung mit Schmierölen und Fetten bzw. Kraftstoffen der Erfolg unserer Kriegsführung an der Front wie an der Heimat abhängt. Daher gilt für jeden Betriebsangehörigen die Parole: Helft Schmierstoffe sparen!“ Dazu gab es auch einen Aushang für die Betriebe.

Der maschinengeschriebene Eintrag auf der Rechnung verweist auf die kriegsbedingten Verbote und die dem Reichswirtschaftsministerium unterstellten Überwachungsbehörden: „Die Verwendung des obigen Erzeugnisses ohne Zusatz von Wasser ist verboten, sofern nicht eine Ausnahmegenehmigung der Reichsstelle für Mineralöl, Berlin, vorliegt.“

(JV/ WE)

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[1] Der Begriff „Emballage“ ist heute aus dem allgemeinen Sprachgebrauch weitgehend verschwunden. Das französische Wort für Verpackung bezieht sich insbesondere auf wiederverwertbare Verpackungen. „Die drei wichtigsten Emballagearten zur Verpackung der Ware sind Kisten, Säcke und Fässer.“ (Bott, Karl, Handwörterbuch des Kaufmanns. Lexikon für Handel und Industrie Hamburg 1927). Hier geht es um das dem Käufer in Rechnung gestellte Verpackungsmaterial (1 Leih-Garagenfaß für Bohröl-Stammemulsion).

[2] Bei Eisenbahn- und Auto-Modellen aus den 50er Jahren finden sich mehrere Beispiele mit einem Aufdruck der Firma Bolte & Co. KG. Hannover  (abgebildete Beispiele Ölwaggon und Büssing 8000 von Jörg Vespermann)..

 

Urheber: Bolte & Co.
Sammlung: Materialien ohne Sammlung
Zeitliche Einordnung: 30.12.1943
Ort: Bartweg 8 ; Eichenbrink ; Sichelstraße
Personen: Bolte, Hermann; Bamberger, Anton