Zeitungsartikel: Neuordnung des Jugendsports, 1938
von Obergebietsführer Schlünder, aus dem Nachlass von Georg Grammann
Der Artikel ist nicht speziell auf Linden bezogen. Dennoch hatten die hier ausgebreiteten Grundsätze der nationalsozialistischen Sportideologie auch für die Lindener Vereine gravierende Auswirkungen. Mit Gesetz vom 1. Dezember 1936 wurde die Hitlerjugend (HJ) zur Staatsjugend erklärt. Erstmals wurde damit auch für die Jugend eine „einheitliche Befehlsstelle für die körperliche Erziehung“ unter Leitung von Gruppenführer Hans von Tschammer und Osten geschaffen. Die Zuständigkeit für den Leistungssport wurde von der HJ übernommen. „Es gibt keine zweierlei Jugend mehr - Sportjugend hier und Hitlerjugend dort.“ 1937 wurden alle Jugendlichen in Sportvereinen aufgefordert, Mitglied der HJ zu werden.
Der Verfasser des Artikels, HJ-Obergebietsführer Dr. Ernst Schlünder, war in der Reichsjugendführung entscheidend an der Gleichschaltung der Sportvereine und der Hitlerjugend beteiligt. Nach dem Krieg wurde er Vorstandsmitglied im völkisch-rechtskonservativen sudetendeutschen Witikobund und machte Karriere als Oberregierungsrat unter dem hessischen Staatsminister Gotthard Franke, der ebenfalls dem Witikobund angehörte.
Der in dem Artikel angesprochene Beauftragte der Leibeserziehung, Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten war nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ebenfalls verantwortlich für die Gleichschaltung von Sportvereinen und Hitlerjugend, u.a. auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen (DRL) und des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL). Tschammer starb 1943.
(WE/DF)
Ort: Personen: Tschammer und Osten, Hans von, Reichssportführer; Schlünder, Ernst Dr., HJ-Obergebietsführer