Stichpunkt

Das Dorf Linden

12. bis 17. Jahrhundert

Das Dorf Linden

In der ersten urkundlichen Erwähnung (um 1115) des Dorfes Linden, das am Fuße des Lindener Berges entsteht, geht es um Gerichtsbarkeit. Wer darf Regeln festlegen? Wer darf Recht auslegen und sprechen? Wer muss es ausführen? Keiner stellt sich diese Fragen, als Graf Widekind von Schwalenberg Anfang des 12. Jahrhunderts in Linden Gericht abhält. Obwohl nichts schriftlich festgelegt ist, hat alles seine Ordnung und die ist – mittelalterlich, feudal – eindeutig hierarchisch ausgerichtet.

Es sind adlige Herren, die Recht sprechen. Die Bauern bleiben Jahrhunderte lang abhängig von mehrfach wechselnden Gutsherren und Grafen. Bei der Ackerbau treibenden Dorfbevölkerung gibt es ebenfalls hierarchische Abstufungen in Vollmeier, Halbmeier, Kötner und Beibauern. Sie sind gegenüber den grundbesitzenden Herren abgabe- und dienstpflichtig. An dieser Grundstruktur der Verfassung ändert sich im ländlich, dörflichen  Linden über viele Jahrhunderte nichts. Seit Ende des 13. Jahrhunderts ist das Adelsgeschlecht von Alten in Linden ansässig. Als größter Grundbesitzer haben die von Altens fast fünfhundert Jahre lang im Dorf das Sagen.

 

Im 17. Jahrhundert sind es vor allem die Bauern, die unter den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges zu leiden haben. Linden hat mit seinem herausragenden Berg das Pech, für die auf Hannover anrückenden Heere strategisch von großer Bedeutung zu sein. Mehrfach wird das Dorf vollständig verwüstet, viele Menschen umgebracht. Die wenigen, die die Plünderungen und Massaker überleben, stehen vor dem Nichts. Mit dem Westfälischen Frieden endet keinesfalls die Not der Bevölkerung. Die muss mit ansehen, wie sich nur vier Jahre später die Welfischen Herrscher in Linden einen Lust- und Küchengarten angelegen lassen. Das Land ist wenige Jahre zuvor von den von Altens an Herzog Christian Ludwig verkauft worden. 

Die Bevölkerung wächst wieder. Am Ende des 17. Jahrhunderts ist Linden „das größte Dorf im Fürstentum Calenberg mit acht Vollmeiern, zwei Halbmeiern, einem Großkötner, sechs Gartenleuten, einer Schäferei, einer Windmühle, einer Pfarre, einem Lehrerhaus und einem adligen freien Gut“. [1]

 

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[1] AG Mensch-Natur-Geschichte: Kleine Linden Chronik, Hannover 2001, S. 7