Thema
Digitales Stadtteilarchiv
Bürgerbrief für Zimmermeister August Müller von 1897, ausgestellt vom Magistrat der Stadt Linden. Digitales Stadtteilarchiv Linden-Limmer / Sammlung Bohne
Zur Konzeption eines Digitalen Stadtteilarchivs
Intentionen, Aufbau und Handhabung
von Walther Engel
Vorbemerkung
Die Mitgliederversammlung des Netzwerks Archive Linden-Limmer e.V. hat im Juni 2022 einstimmig die Auflösung des gemeinnützigen Vereins beschlossen. Das Digitale Stadtteilarchiv wird von einer Projektgruppe auf ehrenamtlicher Basis weitergeführt.
Dieser Artikel ist somit auch ein Teil Lindener Geschichte. (Red.)
Zum Stand 2024 als Kurzfassung siehe auch Flyer 2024
Die hier vorgestellte Konzeption eines Digitalen Stadtteilarchivs ist das Ergebnis von drei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit. Seit Gründung des Netzwerks Archive Linden-Limmer im Jahre 2011 war das zentrale Anliegen des Vereins, Materialien und Dokumente aus den Beständen der Vereinsmitglieder einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Stand anfangs noch die Suche nach Räumlichkeiten für ein „analoges“ Stadtteilarchiv im Vordergrund, so wurde im Laufe der Zeit immer deutlicher, dass ein digitales Archiv – insbesondere für die Nutzerinnen und Nutzer – erhebliche Vorteile hat: rund um die Uhr geöffnet, ohne Beschränkungen bequem zugänglich und kostenlos zu nutzen.
Durch einen freundschaftlichen Erfahrungsaustausch mit dem Stadtteilarchiv Ottensen in Hamburg wurden wir auf das Bürgerarchiv zur Alltagsgeschichte – „Stadtteilgeschichten.net“ aufmerksam. Leider sind unsere dort mit viel Mühe eingestellten Materialien heute nicht mehr zugänglich, Links auf unsere Dokumente gehen ins Leere, was besonders ärgerlich bei verlinkten Wikipedia-Beiträgen ist.
Anfang 2017 beschlossen wir, das Wagnis der Entwicklung eines eigenen Digitalen Stadtteilarchivs einzugehen. Im Mittelpunkt sollte eine Datenbank stehen, um digitalisierte Einzeldokumente einpflegen zu können. Der Aufwand beim Eingeben sollte möglichst gering gehalten und auf wenige unverzichtbare Angaben reduziert werden. Neben einem kurzen Informationstext gibt es Hinweise zu Art des Dokuments, Titel und zeitlicher Einordnung, Urheberrechts- und Copyrightangaben.
Auf alle weiteren – wissenschaftlich vielleicht erforderlichen – Angaben zu Größe, Material, Beschaffenheit, Erhaltungszustand, Verwahrungsgeschichte, Erwerbshinweis, Sprache eines Dokuments usw. haben wir bewusst verzichtet. Wir erheben nicht den Anspruch, ausschließlich Original-Dokumente in voller Länge zu zeigen. Für diejenigen, die sich mit Stadtteilgeschichte beschäftigen, können Auszüge aus Schriften, Einzelbilder aus Büchern, Kopien von Dokumenten, Abschriften von Originalen usw. wertvolle Hinweise geben. Im Digitalen Stadtteilarchiv können auch private Bilder und Texte veröffentlicht werden, für die in professionellen Archiven kein Platz ist. Diese müssen nicht zwangsläufig für alle interessant sein, aber sie können unter Umständen für einige bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Familie, des Bekanntenkreises oder des Wohnumfeldes weiterhelfen.
Entscheidendes Kriterium im Sinne einer nutzerfreundlichen Präsentation ist die Lesbarkeit eines Dokuments und eine schnelle, unkomplizierte Verfügbarkeit.
Intentionen
Die übergeordneten Ziele für ein Digitales Stadtteilarchiv lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen:
1. Bereitstellen von Materialien zur Stadtteilgeschichte in einer Dokumentendatenbank,
2. schneller und unkomplizierter Zugriff auf alle Materialien,
3. Suche mit verschiedenen Suchroutinen,
4. unkompliziertes Verfahren der Eingabe von Dokumenten,
5. Öffnung für alle, die etwas zur Stadtteilgeschichte einstellen möchten.
Der fünfte Punkt beinhaltet unausgesprochen zwei Prämissen. Das Digitale Stadtteilarchiv ist
- auf Wachstum angelegt und
- es soll ein Projekt sein, bei dem immer mehr Menschen mitmachen können.
Mit der jetzt entwickelten Struktur sind die Voraussetzungen geschaffen, dass das Digitale Stadtteilarchiv weiter befüllt werden kann.
Für das Mitmachen ist die Entwicklung noch nicht ausgereift. Gestaffelte Zugriffsrechte übersteigen im Moment die technischen Möglichkeiten. Deshalb kann das Einstellen eigener Dokumente vorerst nur über einen Kontakt zur Redaktion erfolgen. Nach einer Einweisung in die Arbeit mit der Eingabemaske für Dokumente können dann Zugriffsrechte freigeschaltet werden.
Selbstverständlich können dem Digitalen Stadtteilarchiv auch Bilder und Dokumente zur Verfügung gestellt werden. Vor allem für Menschen, die nicht mit dem Computer umgehen können und wollen, übernehmen wir – im Rahmen unserer Kapazitäten – das Scannen und Hochladen. Das lässt sich auch einfach mit einem Telefongespräch klären.
Für alle Beiträge im Digitalen Stadtteilarchiv gilt eine grundsätzliche Spielregel: Es muss ersichtlich sein, von wem etwas eingestellt wurde. Ebenso müssen alle Kommentare zu Dokumenten und alle Textbeiträge namentlich (Name oder Kürzel) verantwortet werden.
Aufbau
1. Datenbank mit Dokumente und Materialien
Der zentrale Bereich des Digitalen Stadtteilarchivs Linden-Limmer ist die Datenbank. Werden bei vergleichbaren regionalen Geschichtsprojekten und Internetportalen in der Regel Dokumente in inhaltlich zusammenfassende Textbeiträge eingebettet, so steht bei dem Digitalen Stadtteilarchiv das einzelne Dokument/Material im Mittelpunkt. Zwar werden in einem Beschreibungsfeld zu jedem Einzeldokument zusätzliche Informationen geboten, die Auswahl und die thematischen Verknüpfungen mehrerer Dokumente werden aber den Nutzerinnen und Nutzern überlassen.
Unter dem Menüpunkt „Übersichten“ finden sich alle eingestellten Materialien. Sie sind – unterteilt nach Art des Materials – mindestens einer der vier Hauptgruppen zugeordnet: Bilder, Texte, Audios/Filme und Karten(-ausschnitte). Um das Stöbern in diesen Materialien übersichtlicher zu gestalten, kann innerhalb der Hauptgruppen noch differenzierter ausgewählt werden.
Der Menüpunkt „Sammlungen“ bietet die Möglichkeit, in den Beständen bestimmter Personen oder Organisationen zu stöbern. Der Begriff „Sammlung“ ist hier nicht im Sinne der klassischen Definition einer „archivischen Sammlung“ zu verstehen, sondern er verweist lediglich darauf, dass eine größere Zahl von Dokumenten von einzelnen Personen oder Institutionen zur Verfügung gestellt wurden. Zu jeder Sammlung gibt es eine Dokumentenübersicht.
Alles, was nicht einer Sammlung zuzuordnen ist, wird unter dem Menüpunkt „Weitere Materialien“ subsummiert. Das können Einzeldokumente, aber auch Fotoserien, Alben, Teile aus Nachlässen oder mehrere Ausgaben von Zeitungen sein.
2. Themen und Stichpunkte
Für thematische Beiträge zur Stadtteilgeschichte gibt es in Linden-Limmer bereits mehrere Online-Portale. Mit dem Digitalen Stadtteilarchiv Linden-Limmer soll nicht noch ein weiteres Angebot dazu kommen. Der Menüpunkt „Themen“ hier hat in erster Linie die Funktion, inhaltliche Bezüge zu den zu bereits hochgestellten Materialien herzustellen. Ein Dokumentenbezug wird angestrebt, ist aber nicht bei allen Texten durchzuhalten.
Zu einzelnen übergeordneten „Themen“ gibt es mehrere Beiträge, die dann als „Stichpunkte“ bezeichnet sind.
Auch hier gilt das Prinzip der namentlichen Kennzeichnung der Beiträge und der persönlichen Verantwortung.
Handhabung
Der unmittelbare direkte Zugriff auf alle Einzel-Dokumente hat beim Digitalen Stadtteilarchiv Linden-Limmer Priorität. Für die Suche gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Eine allgemeine Suche über das Feld „Suche insgesamt“ auf der Startseite oder über das Suchsymbol ganz rechts auf der oberen Menüleiste kann nach einzelnen Begriffen, Silben, Jahreszahlen usw. erfolgen. Die Zahl der Treffer ist hoch.
Um die Zahl der Treffer auf ein überschaubares Maß zu reduzieren, gibt es zusätzlich eine gezielte „Suche in Kategorien“ auf der Startseite, unterteilt nach:
- Straßen und Gebäude,
- Personen,
- Firmen und Wirtschaft,
- Institutionen, Organisationen und Gruppen,
- Vereine,
- Veranstaltungen / Ereignisse.
Innerhalb jeder Kategorie gibt es alphabetische Listen von Suchbegriffen.
Alle für ein Dokument vergebenen Schlagwörter erscheinen bei einem geöffneten Dokument unter dem Beschreibungstext. Durch Anklicken eines Schlagwortes kann man sich alle weiteren Dokumente anzeigen lassen, bei denen dieses Schlagwort ebenfalls vergeben wurde.
Der schnellen Orientierung dient die Dokumenten-Vorschau „neu eingestellt“ auf der Startseite. Die zuletzt eingestellten Dokumente lassen sich von hier aus direkt öffnen.
Fazit
● Mit dem vom Netzwerk Archive Linden-Limmer entwickelten Digitalen Stadtteilarchiv wird der an Stadtteilgeschichte interessierten Öffentlichkeit ein zielgerichteter, unkomplizierter und kostenfreier Zugriff auf Dokumente und Materialien zur Stadtteilgeschichte eröffnet.
● Gleichzeitig wird Privatpersonen, Vereinen, Institutionen und Firmen eine kostenfreie Nutzung dieser Plattform zum Hochstellen eigener Dokumente zu ihrer Geschichte geboten.
● Ein Vorteil dieses digitalen Archivs gegenüber anderen Archiven ist, dass sich niemand von seinen Schätzen trennen muss. Alle Originale verbleiben beim Besitzer.
Netzwerk Archive Linden-Limmer, Eingabe-Schulung zur Einstellung von Dokumenten bei Stadtteilgeschichten.net, April 2013, im Kulturzentrum Faust. Fotos: Walther Engel
Nachbemerkung
Texte/ Stichpunkte
Externe Links
Zum Selbstverständnis
„… Die im Netzwerk verfügbaren Materialien wie Bücher, Broschüren, Fotos, Filme, Tondokumente usw. werden
[1] in digitaler Form dokumentarisch erfasst,
[2] die Rahmendaten der verfügbaren Materialien werden über das Internet mit einfach zu bedienenden Suchroutinen abrufbar gemacht.
[3] Damit wird der interessierten Öffentlichkeit die zielgerichtete, kostenfreie Suche und der Zugang ermöglicht.“
Auszug Satzung, Gründungsversammlung am 19.11.2011