Ansichtskarte: Gummiwerke Excelsior, Der kleine Vandale, 1917
gelaufen 10.9.1917 (Feldpost)
Spätestens seit Beginn des 1. Weltkriegs entwickelte sich die Postkarte zum wirkungsvollsten Instrument der politischen Massenpropaganda. Zeitgleich hatte sich die Postkarte als zentrales Mittel in der Werbung durchgesetzt. Mit der Gestaltung von Werbeparolen und kleinen Bildergeschichten auf Ansichtskarten wurden oft Künstler beauftragt.
Bei dieser Ansichtskarte der Excelsior A.G. Hannover-Linden ist die Geschichte „Der kleine Vandale“ vergleichsweise harmlos, weil die kriegsverherrlichenden Anspielungen fehlen. Der kleine Steppke gibt sich Mühe, aber alle seine Versuche können dem Excelsior-Reifen nichts anhaben.
„Mein ganzes Werkzeug ist schon verbogen, aber det Ding kriege ick nicht kaputt!“.
Einen starken Kontrast zu dem lustigen Bildchen bildet der handgeschriebene Text:
Im Felde, den 10.9.17
Meine lieben Eltern!
Heute vor einem Jahr weilte ich unter euch und schwer atmet man auf, als drücke einem eine Centnerlast auf dem Herzen, wenn ich mir meine augenblickliche Lage vergegenwärtige. Und nun währt der Krieg schon 3 Jahre und unsere Hoffnungen auf einen Frieden sind noch nicht in Erfüllung gegangen. Wie weit mag es wohl schon mit Deutschland gekommen sein, wenn sich die deutsche Regierung gezwungen sieht, den armen Soldaten aufzufordern, auch von seinen wenigen Groschen zur Zeichnung der siebenten Kriegsanleihe [1] beizutragen. Ist es noch nicht genug, daß der Soldat sein Leben aufs Spiel setzt? Wie wird der Krieg noch enden? Ich glaube nicht mehr an einen Sieg, denn jeder zweite Tag für den armen Soldaten ist ein Hungertag. Na, die Zukunft wird ja alles Weitere lehren.
Mit bestem Gruß
euer dankbarer Sohn Walter
Vielen Dank für gesamte 3 Pakete mit 2 mal Kuchen und 1 mal Mandelhäufchen
Gruß an Willy u. Hans
[1] bezieht sich auf die siebte (September 1917) von insgesamt neun Kriegsanleihen von September 1914-September 1918.
(WE)