Wer war der Minister, nach dem in Linden-Mitte eine Straße benannt ist? Johann Carl Bertram Stüve (1798-1872) war ein Jurist aus Osnabrück, der von 1824 bis 1856 Mitglied der II. Kammer der hannoverschen Ständeversammlung war. Er war maßgeblich an mehreren Reformen beteiligt, u.a. dem Fortfall der Zensur, der weitgehenden Aufhebung der Standesvorrechte, der Trennung von Justiz und Verwaltung und einer neuen Ständeordnung (siehe Hannoversches Biografischen Lexikon, S. 354).

Die Anzeige mit Minister Stüve im Hannoverschen Volkskalender von 1965 fällt zusammen mit dem 125-jährigen Jubiläum der Landeskreditanstalt. Dazu findet sich im Hannoverschen Volkskalender auf S. 61/62 ein Artikel von Ilse Tiemann-Dolega, in dem auch die Rolle Stüves gewürdigt wird. Anders als in Preußen, wo sich die Bauern „ihre Freiheit mit einer Landgabe erkaufen“ mussten, sollten die Bauern im Königreich Hannover durch ein Ablösegesetz kein Land abgeben, sondern die Regelung erfolgte über Kredite.

Die „Bauernbefreiung“ in Hannover ist im wesentlichen das Werk von Johann Carl Bertram Stüve, Advokat und Bürgermeister in Osnabrück und später hannoverscher Minister. Er wollte einen gerechten Ausgleich der Interessen, eine Lösung, die für den Bauern tragbar und auch für den Gutsherrn billig war. Landgaben wollte er schon deshalb möglichst vermeiden, weil er fand, daß der Staat ein Interesses an gesunden  und lebensfähigen Betrieben habe. Immerhin läßt sich auch heute für das Jahr 1830 in groben Umrissen feststellen, daß etwa 80% aller Mittel im Staatssäckel direkt oder indirekt aus bäuerlichen Leistungen stammten, denn der Adel war steuerfrei, und von dem Gewerbe war noch nicht viel zu holen. (S. 61)

Damit die Bauern die nötigen Geldmittel für die Ablösungen erbringen konnten, wurde 1841 eigens eine Creditanstalt für Ablösungen gegründet, aus der die Hannoversche Landeskreditanstalt hervorgegangen ist
(WE).