Festschrift: 75 Jahre Conrad Engelke, 1879 – 1954
Apparate-, Maschinen- und Dampfkessel-Fabrik Hannover-Limmer
Festschrift 75 Jahre Conrad Engelke 1879 – 1954, Apparate-, Maschinen- und Dampfkessel-Fabrik, Hannover-Limmer, 1954
Gegründet wurde die Apparate-, Maschinen- und Dampfkessel-Fabrik Hannover-Limmer 1879 als „handwerklicher Einmannbetrieb“ von Conrad Engelke. Als Kesselschmiedegeselle in der Maschinenfabrik von Egestorff wurde er häufiger zu Kesselinspektionen durch den Dampfkessel Überwachungsverein (DÜV, 1873 für Hannover gegründet) angefordert. Der Schritt in die Selbständigkeit wurde durch den DÜV-Verantwortlichen, Professor Moritz Rühlmann, unterstützt.
Anfangs befand sich die Werkstatt von Conrad Engelke mit einer kleinen Feldschmiede in einer Wohnung und in einem Waschhaus. Der Schwerpunkt lag auf der Reparatur von Kesseln. 1883 erwarb er ein Haus in der Kesselstraße 4. Wegen der Nähe zur Asphaltindustrie begann Engelke mit dem Bau von Asphalt-Straßenkesseln und Asphaltiergeräten. Der Maschinenpark wurde ständig erweitert, so dass schon bald eine weitere Halle (mit Sheddach) errichtet werden musste. Neu ins Programm wurde der Bau von Vulkanisierungskessel für die Gummi-Industrie in Limmer aufgenommen.
„Weil in den Kesselschmieden früher die Arbeit mit ziemlichem Geräusch verbunden war, blieb es nicht aus, daß die limmerschen Eingeborenen sich beim Landrat beschwerten“ heißt es auf S. 12 der Festschrift.
1906 trat Otto Schenk als Betriebsleiter in die Firma ein, der sie 1912 als Inhaber übernahm.
1908 wurden beim großen Metallarbeiter-Streik, der über 6 Wochen andauerte, die Belegschaft ausgesperrt.
Den Ersten Weltkrieg überstand die Firma u.a. auch durch Rüstungsaufträge. Nach dem Krieg wurden alte Kessel in großen Mengen aufgekauft und zu Ölbehältern umgebaut. Nach der Wirtschaftskrise 1929 musste 70% der Belegschaft entlassen werden. Man beschäftigte sich intensiv mit der Herstellung von Buna, um nicht mehr auf Naturkautschuk angewiesen zu sein. Neben dem Alkaliverfahren wurde zur Umwandlung von Altgummi ein Heißdampfverfahren entwickelt.
1938 wurde Heinrich Kramer, Paul Meyer und Fritz Bicker die Prokura erteilt. Die Erweiterung der Produktionsstätten erfolgte 1939 durch die NS-Bautruppe Organisation Todt, die neue Halle mit zwei Kränen wurde 1940 fertiggestellt. Ansonsten findet sich zur Kriegszeit nur ein einziger weiterer Satz: „Der Umsatz verdoppelte und verdreifachte sich in den nächsten Jahren.“
Dagegen wird die Nachkriegszeit wieder sehr ausführlich geschildert: „Plünderungen durch Fremdarbeiter und die ersten Besatzungstruppen“, Wiederaufnahme des Betriebs ab 2. Mai 1945, neue Inland- und Auslandsaufträge im Jahre 1946. Der Kampf gegen die Demontage der Maschinen, Werkzeuge und Büroeinrichtungen durch die britischen Militärbehörden nimmt in der Festschrift einen breiten Raum ein. „Endlich – nach fast 2jährigem Kampf – wurde am 15. Juni 1949 die Demontage endgültig aufgehoben.“ (S. 19, siehe dazu auch Rundschreiben v. 13.10.1949)
1953 hatte sich der Umsatz durch Geschäftsbeziehungen mit 45 Ländern gegenüber 1948 bereits verdreifacht.
Am Ende der Broschüre sind 7 Seiten mit gestochen scharfen Fotos von Kesseln, Anlagen und Apparaten abgedruckt, die einen Überblick über die breite Produktpallette der Firma Conrad Engelke geben. Dazu gehören
Vulkanisieranlagen,
Schuh-Vulkanisierungen,
Umwälz-Autoklaven [Autoklav = Druckbehälter],
Buna-Abbauanlagen,
Regenerieranlagen,
Bajonett-Schnellverschlüsse,
Kabel Tränk- und Trockenapparate,
Rührwerke,
Heiz- und Kühlplatten,
Sterilisieranlagen,
Härtekessel,
Bettfedern-Bearbeitungsmaschinen,
Dampferzeuger.
(DF)
Ort: Kesselstraße 4 Personen: Engelke, Conrad; Rühlmann, Moritz; Schenk, Otto; Schenk, Conrad; Kramer, Heinrich; Meyer, Paul; Bicker, Fritz