Die Ansichtskarte von F. Astholz jun. aus Hannover vermittelt einen Eindruck vom Marktplatz in Linden, wie er zur Zeit des Ersten Weltkriegs ausgesehen hat. 1914 wurde der Nachtwächter-Brunnen versetzt und der Nachwächter kehrt seitdem, wie auf dieser Karte zu sehen, dem Rathaus sein Hinterteil zu.

Man sieht die Häuserzeile mit den Wohn- und Geschäftshäusern der Hausnummern (von rechts) 2, 4, 6, 8, 10 und 12, die Öffnung zur Stephanusstraße und links das Haus Nr. 9. Die Häuser mit den anderen ungeraden Nummern, also auch das neue Rathaus, sind nicht zu sehen. Von den Geschäften ist nur der Namenszug des Restaurants von Wilhelm (Willy) Kruse zu erkennen. Links vor dem Restaurant steht eine Gaslaterne auf dem Bürgersteig. Die gewaltige hohe Kohlenbogenleuchte mitten auf dem Platz wurde elektrisch betrieben. Am Fuße dieser Laterne ist ein Geschütz auf einem Podest ausgestellt. Die Plakate auf der Litfaßsäule sind nicht zu entziffern. Rechts davon ist ein Straßenbahnwagen der Linie 2 zu sehen, hier vom Küchengarten kommend, um dann in die Falkenstraße zum Schwarzen Bären abzubiegen. [1]

Diese Ansichtskarte wurde einen Monat nach Ende des Ersten Weltkriegs verschickt. Wilhelm Riehn aus der Wittekindstraße 31 schreibt am 18.12.1918 an Familie Thomas Wolf in Hattenheim:

Sende Ihnen nach glücklicher Heimkehr am 16. von hier die besten Grüße. Wir marschierten noch bis hinter Frankfurt a./M. Wurde dort mit mehreren Kameraden entlassen und erfreue mich nun wieder der goldenen Freiheit. Danke Ihnen nochmals herzlich für alles Gute, werde mich stets Ihrer erinnern. Wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest. Nochmals herzliche Grüße Ihr Wilh. Riehn.

(JW)

_________
[1] Linie 2 führte als Rundbahn vom Schwarzen Bären über den Waterlooplatz zum Aegi, übers Neue Haus zum Lister Platz, durch Celler Straße und Nicolaistraße zum Weidendamm und über den Königsworther Platz und den Küchengarten zum Marktplatz in Linden. Über die Falkenstraße schloss sich dann der Kreis zum Schwarzen Bären.