Festschrift: 40 Jahre Verein Kraftdroschkenbesitzer, 1952
Festschrift und Einladung
Festschrift und Einladung zum 40jährigen Bestehens des „Verein der Hannoverschen Kraftdroschkenbesitzer von 1912 e.V.“, überreicht an Dora Unterberg aus der Rampenstraße in Linden.
Am 17.3.1952 feierte der Verein der Hannoverschen Kraftdroschkenbesitzer von 1912 e.V. sein 40jähriges Jubiläum, zu dem diese kleine Festschrift herausgegeben wurde. Zum Festakt war auch meine Oma, Dora Unterberg eingeladen.
Durch die Festschrift zum Jubiläum des Taxivereins wurden für mich viele vergessene Namen wieder lebendig und ich konnte rekonstruieren, mit welchen Kolleginnen (alles Witwen von Taxibesitzern) meine Oma jeden Mittwochnachmittag nach Hannover zum Kaffeetrinken zusammenkam. Oma Doras Kaffeekränzchen war ein jour fixe und für meine Oma sehr wichtig, sie ging gern aus. Man besuchte reihum die hannoverschen Cafés und klönte. Ich war auch (mindestens) einmal dabei: Im Münchner in der Schillerstraße. Für mich war beeindruckend als ich aufstand und merkte, welch enormer Klangteppich sich im Café ausbreitete, lauter Frauen beim Kaffeeklatsch.
Die Personen werden in der Festschrift nicht alphabetisch aufgeführt, sondern nach den Nummern der ihrer Taxis.
- Else Steckler, Taxi 81
- „Witwe“ Wiese, Taxi 85
- Mathilde Berghahn, Taxi 90
- Dora Unterberg, Taxi 115
Die Damen plauschten über alles Mögliche, aber auch über das „Geschäft“ und ihre Fahrer. Frau Berghahn, die immer etwas etepetete war, erzählte viel über ihre Tochter, die einen Herrn Köther geheiratet hatte und in Oberursel wohnte. Tille, wie wir sie nannten, wohnte in Linden gegenüber der Post. Sie wusste immer alles. So kannte sie auch den Likör Escorial Grün, einen hochprozentigen Kräuterlikör (54 %). Ich hatte nach einschlägigen Erlebnissen eine Flasche gekauft. Als Tille uns dann mal besuchte, schenkten wir ihr einen ein, sie nahm kennerisch auch gern noch einen zweiten. Wir sahen ihr nach, als sie wegging. Sie schwankte etwas.
Ansonsten war wichtig, wer von den Damen einen „Persianer“ hatte. Das war kein Perser sondern ein (furchtbar) schwerer Pelzmantel, aber ein Prestige-Stück. Dora hatte keinen.
Meine Mutter und ich machten es uns an diesen Nachmittagen gemütlich. Ich holte Kuchen bei Bäcker Buchholz am Pariser Platz. Paul, der Bäckermeister von Frau Buchholz, machte wunderbare Buttercremestückchen. Dann lasen wir die neu erschienenen Illustrierten: Stern und HörZu, eine Zeitlang auch noch die Constanze. Die kamen vom Kiosk von Herrn Lendeckel an der Ihmebrücke am Schwarzen Bären. War schön.
(ds)
Lizenz: CC0
Sammlung: Schäfer/ Nachlass Unterberg
Ort: Rampenstraße 11APersonen: Unterberg, Dora